Montag, 20. April 2009

Amoklauf: Columbine High School in Littleton, Colorado

Joachim Gaertner
Ich bin voller Hass - und das liebe ich. Dokumentarischer Roman
Eichborn Verlag 2009, 192 S., brosch., ISBN:9783821858487, 16.95 Euro, 28.90 sFr
Aus 25.000 Seiten Ermittlungsakten destilliert Joachim Gaertner einen Dokumentarroman, bei dem Entsetzen und Staunen über die künstlerische Fantasie der Täter eines der folgenreichsten Verbrechen der letzten Jahrzehnte sich die Waage halten.
Es ist 9 Uhr 11, als in der Notrufzentrale von Jefferson County das Telefon klingelt und eine panische Frauenstimme berichtet, dass zwei schwarz gekleidete Gestalten durch die Columbine Highschool gehen und jeden niederschießen, den sie antreffen. Die Anruferin, die Lehrerin Patti Nielson, hat sich mit vielen anderen in der Bibliothek verschanzt. 26 Minuten lang hört die Beamtin der Notrufzentrale die Schüsse und Explosionen im Hintergrund, während sie versucht, die Frau zu beruhigen. Dann flüstert Patti Nielson plötzlich nur noch. »Oh Gott. Ich habe wirklich ... Angst ... Ich glaube, er ist jetzt in der Bibliothek.«
Gaertners Dokumentarroman erzählt die Geschichte von Tat und Tätern ausschließlich anhand von Originaldokumenten, Tagebüchern, Interneteinträgen, Verhörprotokollen und Aussagen von Beteiligten, und konterkariert so die Dramaturgie der Tat selbst, die von den Tätern bis ins kleinste Detail in literarischen Szenen, Tagebüchern, auf Internetseiten und in Videos in der Fantasie ausgebildet wurde, bis sie schließlich katastrophale Realität wurde. - Aus den Schulaufsätzen von Eric Harris und Dylan Klebold: Verlagsseite
Rezension Deutschlandfunk (Auszug): " ... Es sind die Erwachsenen und nicht die Teenager, die eine Wand um sich errichten: Am verstörendsten sind jene Momente in Joachim Gaertners Montage des Bösen, in denen die Hinweise auf die bevorstehende Tat deutlich zu Tage treten - und übersehen werden. Dylan zum Beispiel verfasst wenige Wochen vor dem Massaker im Rahmen des Creative-Writing-Unterrichts eine Kurzgeschichte über einen Killer, der ein Blutbad unter Schülern anrichtet. Doch seine Lehrerin liest den Text nicht einmal zu Ende, weil eine Frau darin als "pussy" bezeichnet wird: "Ich fühle mich beleidigt von deiner vulgären Ausdrucksweise!", schreibt sie nach der Hälfte an den Rand: "Nimm zur Kenntnis, dass ich ab hier aufgehört habe zu korrigieren." Kurz darauf ist es zu spät, um noch etwas zu verbessern. Das ist die Tragödie, die dieses Buch erzählt ... " Zur Rezension

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