Sonntag, 18. Oktober 2009

Kinderbuch zum sexuellen Mißbrauch

V. Dumont, M. Brunelet
Ich habe Angst vor diesem Mann
Ab 7 Jahre; 48 S., ISBN 978-3-934029-07-1, Eur 10,00, sFr. 18,00
Ein feinfühliges Buch über ein schwieriges Thema: Anhand einer frei erfundenen Geschichte werden die heiklen Fragen im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch von Kindern aufgegriffen. Das Buch beschreibt die Ambivalenz ihrer Gefühle und beweist, wie kompliziert und gleichzeitig wichtig es ist, darüber zu reden. Es weist auf die Gefahren hin und zeigt den Kindern, wie sie sich richtig verhalten bzw. schützen können, ohne voller Misstrauen durchs Leben zu gehen.
Auf dem Heimweg von der Schule wird Sophie eines Tages von einem Exhibitionisten überrascht. Angst und Unsicherheit sind die Folge. Doch Eltern und Lehrer helfen ihr und ihren Mitschülern, den Schock zu verarbeiten.
Inhalt: Sophie ist acht Jahre alt. Dieses Jahr darf sie zum ersten Mal allein von der Schule nach Hause gehen. Alles geht gut - bis sich ihr eines Tages ein Exhibitionist in den Weg stellt. Völlig verstört spricht sie mit ihren Eltern darüber, aber selbst danach ist sie immer noch ängstlich und traut sich nicht mehr allein aus dem Haus. Überall vermutet sie Menschen, die ihr Böses wollen. Nur allmählich verliert sie ihre Angst und gewinnt das Vertrauen in sich und andere zurück - vor allem dank einer offenen Diskussion in der Schule, wo die Kinder lernen, wie sie sich am besten in solchen Situationen verhalten sollen.
Der gleichaltrige Jan ist in derselben Klasse wie Sophie. Jeden Sonntagnachmittag kümmert sich sein alleinstehender Onkel Achim um ihn. Aber seit sie in der Schule von Menschen mit sexuellem Fehlverhalten gehört haben und dass auch von vertrauten Personen eine Bedrohung ausgehen kann, fühlt er sich in Gesellschaft seines Onkels auf einmal unwohl. Er kann dessen völlig harmlose und herzlich gemeinte Gesten nicht mehr einordnen und wird deshalb sogar krank. Erst nach einem offenen Gespräch mit seinem Onkel begreift Jan den Unterschied zwischen einem Menschen, der es einfach nur lieb meint, und einem, der Böses will.
Leseprobe aus dem 2. Kapitel: Gerüchte um einen seltsamen Mann
" ... Seit einigen Tagen hören Sophie und ihre Freundinnen in der Schule, wie über ein merkwürdiges Ereignis gesprochen wird: Die älteren Kinder erzählen, dass da manchmal ein Mann ganz allein auf der Straße steht und den vorbeigehenden Leuten seinen Penis zeigt. "Das ist ja eklig!"
Zwar hat bisher niemand diesen Mann richtig gesehen, aber er soll einen großen Hut und einen grauen Regenmantel tragen, so wie man es von Krimis her kennt. 'Und wenn das nur eine Erfindung ist?', fragt sich Sophie, die genau weiß, dass manchmal aus Wichtigtuerei Dinge erzählt werden, die gar nicht stimmen ... Leuten, die man nicht einmal kennt, seinen Penis zu zeigen, so etwas macht man einfach nicht, schon allein wegen des Schamgefühls.
Sophie und ihre Freundinnen haben lange über diesen Fall gesprochen und sind sich dann einig geworden, dass so etwas nicht möglich sei und es sich dabei ganz sicher um eine Erfindung handle. Das hat sie doch sehr beruhigt, denn ein bisschen Angst hat ihnen diese Geschichte schon gemacht. Seither spricht auch keiner mehr darüber. Zudem steht Weihnachten vor der Tür, da gibt es genug anderes zu tun: Geschenke basteln, das Haus schmücken und vor allem - warten ... "

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