Dienstag, 13. Oktober 2009

Nicht nur für Fachleute

Virginia Satir, James Stachowiak, Harvey A. Taschman
Praxiskurs Familientherapie - Die Entwicklung individuellen Gewahrseins und die Veränderung von Familien
Junfermann Verlag 2000, 240 S., kt., ISBN: 3-87387-426-1, ISBN 13: 978-3-87387-426-8, 20,50 EUR
Die Probleme, die ein Mensch hat, sind nicht unabhängig von der sozialen Situation des Betreffenden. Vielmehr wird das menschliche Verhalten insbesondere durch die Ursprungsfamilie geprägt. Die Familie beeinflußt unsere Wahrnehmung sowie unsere Art, mit anderen zu interagieren und zu kommunizieren. Wenn therapeutische Interventionen die Kommunikationsmuster der Mitglieder einer Familie verbessern, ist das Resultat ein funktionelleres Verhalten der betreffenden Familie. Obwohl es in diesem Buch hauptsächlich um Familien mit großen Schwierigkeiten geht, sind die beschriebenen Erkenntnisse und Ansätze allgemein anwendbar. Die Autoren wenden sich nicht nur an Therapeuten, Berater und Sozialarbeiter, sondern an alle, denen die Veränderung von Familien am Herzen liegt und die in der Lage sind, die Verwirklichung dieses Ziels konstruktiv zu unterstützen. Das Buch ist von Virginia Satirs Wärme und Menschlichkeit geprägt. Immer wieder weist sie auf die besondere Bedeutung des nonverbalen, physischen Erlebens und der Wahrnehmung kinästhetischer Signale bei der Interpretation von Beziehungen hin. Die Übungen, die sie empfiehlt, wirken vermittelnd, und sie helfen, jene unnötigen verbalen Auseinandersetzungen zu vermeiden, die im Familienleben so häufig stattfinden. Wie in allen ihren Publikationen gelingt es Virginia Satir auch hier, bei Versuchen, Probleme zu lösen, Schuldzuweisungen und Streitigkeiten generell zu meiden. Die Formen nützlicher und nutzloser Interaktion, die Virginia Satir und James Stachowiak in diesem Buch beschreiben, sollten all diejenigen kennen, die sich mit zwischenmenschlicher Interaktion beschäftigen.
Aus dem Inhalt: Entwicklungen und Innovationen im Bereich der Familientherapie in einer sich verändernden Gesellschaft; Wir als Agenten der Veränderung; Funktionale und dysfunktionale Familien; Kongruenz erreichen; Familienstrukturen und Interventionstechniken; Probleme und Gefahren bei der Arbeit mit Familien; Ein simuliertes Familieninterview; Familientherapie in Aktion
Vorwort: Wie wir zu anderen Menschen in Beziehung treten und wie wir mit ihnen zusammenleben können, lernen wir als Kinder in unserer Ursprungsfamilie. Unsere Art wahrzunehmen und zu kommunizieren und unsere Interaktionsmuster werden allesamt im Rahmen unserer Familie geprägt - jenem Laboratorium, in dem wir unsere frühen Erfahrungen machen.
Obwohl es uns in erster Linie um jene Familien mit großen Problemen geht, mit denen es die Angehörigen helfender Berufe gewöhnlich zu tun haben, sind die von uns beschriebenen Ansätze zur Verbesserung der Kommunikationsstrukturen innerhalb von Familien universell anwendbar. Virginia Satir hat einmal gesagt, Familientherapeut sei »jeder, der versucht, Familien zu helfen«. Alle, die, auf welche Art auch immer, versuchen, die Situation von Familien zu verbessern, könnten also mit Recht als Therapeuten bezeichnet werden. Das vorliegende Buch ist nicht nur für diejenigen gedacht, die im Rahmen einer Privatpraxis oder innerhalb einer Institution als Therapeuten oder Berater arbeiten, sondern es wendet sich an alle, denen die Veränderung von Familien ein wichtiges Anliegen ist und die darüber hinaus die Möglichkeit zu einem konstruktiven Eingreifen in die innerfamiliären Kommunikationsprozesse haben.
Das Buch kann allen Institutionen und deren Mitarbeitern von Nutzen sein, die sich der Pflege der geistigen Gesundheit und der Verbesserung des Familienlebens widmen und die entsprechende Programme planen. Natürlich können die darin enthaltenen Übungen zur Schulung des Gewahrseins bei Interaktionen und zur Verbesserung der Wahrnehmung und Kommunikation von allen Lesern ausgeführt werden, sofern sie die Möglichkeit haben, dabei mit einer oder zwei anderen Personen zu kooperieren.
Die Kapitel des Buches versuchen zwei unterschiedlichen Intentionen gerecht zu werden: Sie sollen grundlegende Informationen über die Interaktion in Familien liefern und den Lesern außerdem helfen, die für entsprechende therapeutische Interventionen notwendigen Fähigkeiten zu erlernen. Harvey Taschman liefert durch seine Darstellung der soziologischen Grundlagen und seine Untersuchung der Entwicklung der Familientherapie den historischen und theoretischen Kontext zum Verständnis des Familiensystems. James Stachowiaks klinische Untersuchungen und Erkenntnisse untermauern die Hypothese, daß die Praxis der Familientherapie ein effizientes Werkzeug der Veränderung ist. Und Viriginia Satirs Techniken zur Entwicklung des individuellen Gewahrseins und der familiären Veränderung, die sie in ihrer reichen klinischen Praxis entwickelt hat, bilden ein unauflösbares, interdependentes Ganzes, das als solches erheblich »größer« als die Summe seiner Teile ist.
Ob Sie Leiter einer psychiatrischen Institution, Sozialarbeiter, Priester, Lehrer, Kommunikationstrainer, Mitarbeiter einer Familienbildungsstätte, Vater, Mutter oder ein anderes Mitglied einer Familie sind - mit dem vorliegenden Buch haben Sie eine sehr nützliche und praxisorientierte Anleitung für die Arbeit mit Familien. - Leseprobe und mehr

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